Montag, 8. August 2016

JOD bleib informiert!

„Jod“ ist ein wichtiges Spurenelement. Wie werden wir damit versorgt? Zu viel? Zu wenig? Die Meinungen driften auseinander? Doch gerade Veganer und Veganerinnen sollten sich einen Überblick verschaffen.



Kontroverse Diskussionen



Über Jod zu schreiben ist nicht ganz unkompliziert, denn es herrscht eine kontroverse Diskussion darüber, ob wir uns zusätzlich mit Jod versorgen müssen oder nicht. In unseren Breitengraden ist kaum Jod im Boden vorhanden, deshalb spricht man von einem Jod Mangel Gebiet, Schilddrüsenfunktionsstörungen und der sogenannte Kropf waren die Folge dessen.

So wurde unser Salz mit Jod angereichert und damit dieser Problematik erfolgreich entgegengewirkt. Da Salz für fast alles genutzt wird, findet sich Jod nun in sämtlichen Fertigprodukten. Deshalb sprechen Jod Gegner von einer Überversorgung. Die meisten Ernährungsexperten sind jedoch der Meinung, dass dies nicht der Fall ist.


Veganer und Jodmangel?


Ich will nun die gängigen Studien zur veganen Ernährung und Jodversorgung vorstellen. Jedem oder Jeder ist dann selbst überlassen sich eine eigene Meinung zu bilden.

Eine Auseinandersetzung mit dem Wissen zur Versorgung mit Jod ist für Veganer und Veganerinnen vor allem dann wichtig, wenn sie keine mit Jod angereicherten Nahrungsmittel konsumieren.
Denn Gemüse und Getreide haben im Vergleich zu Fleisch und Milch meist einen sehr niedrigen Jodgehalt (Leitzmann and Keller 2013).

Diverse Studien zeigen, dass VeganerInnen eine durchaus ernstzunehmende Risikogruppe bezüglich der Versorgung mit Jod, sind (Draper et al. 1993; Rauma et al. 1994; Lightowler and Davies 1998; Remer et al. 1999; Leung et al. 2011; Leitzmann and Keller 2013; Tonstad et al. 2013).

Dies könnte daran liegen, dass Veganer und Veganerinnen häufig auf Fertigprodukte verzichten und auf naturbelassenes Meersalz zurückgreifen, in welchem jedoch so gut wie kein Jod enthalten ist (Tonstad et al. 2013, p. 48).

Und sogar das ausschließliche Verwenden von jodiertem Salz würde, laut Lightowler (1998), den Tagesbedarf an Jod nicht ausreichend decken.

Sehen wir uns die Nährwerttabelle eines handelsüblichen Jodsalzes einmal genauer an:



Man erhält hier pro 1 g Salz 20 µg Jod. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Erwachsenen 180 – 200 µg Jod am Tag aufzunehmen. Konsumiert ein Veganer oder eine Veganerin nun keinerlei Fertigprodukte (auch kein handelsübliches Brot), dann müsste er oder sie zwischen 9 bis 10 g Salz am Tag verzehren. Das entspricht in etwa der Menge von 2 ½ Teelöffel Salz wenn 4 g als ein Teelöffel gesehen werden.

Laut der Verbraucherzentrale Nordreinwestfalen sollte ein Erwachsener maximal 6 g Salz pro Tag zu sich nehmen. Wir sehen also, dass der reine Verzehr von jodiertem Salz für einen Veganer oder eine Veganerin den Tagesbedarf an Jod nicht decken kann. Da die vegane Bevölkerung zusätzlich nicht gerne angereicherte Salze konsumiert, stellt sich die Frage nach einer Alternative.


Algen als alternative Jod Quelle


Aufgrund dessen sind Algen als mögliche Versorgungsquelle mit Jod in die Diskussion geraten. Wie bereits im Artikel über Vitamin B-12 erläutert, kann durch die Einnahme von Algen das Risiko einer Überversorgung mit Jod entstehen (Lightowler and Davies 1998).

Leitzmann und Keller empfehlen deshalb:
Empfehlenswert ist die ausschließliche Verwendung von jodiertem Speisesalz oder von mit Meeresalgen versetztem Meersalz mit definiertem Jodgehalt. Auch der gelegentliche Verzehr von Meeresalgen mit moderatem Jodgehalt, wie Nori, kann die Jodversorgung verbessern (Leitzmann and Keller 2013, p. 234).

Und wieder wird die Nori Alge hervorgehoben. Sie wird in der Literatur durchwegs als eine Alge mit vergleichbar niedrigerem Jodgehalt beschrieben:

Die flachen Blätter der Nori Alge, die verwendet werden um Sushi herzustellen, beinhalten einen geringen Gehalt an Jod (16 µg / g), aber eine Schüssel Miso Suppe, die mit gemahlenen Braunalgen gewürzt wurde kann mehr als 1000 µg Jod enthalten (Teas et al. 2004, p. 838).

Zudem variiert der Jodgehalt der Algen auch hinsichtlich ihres Herkunftslandes, der Zubereitung und ihrer Lagerung. Aufgrund solch gravierender Unterschiede im Jodgehalt bei Algen können laut diversen Wissenschaftlern keine allgemeingültigen Empfehlungen ausgesprochen werden (Teas et al. 2004).

Das Bundesinstitut für Risikobewertung erklärt einen Anteil von über 20 mg Jod pro Kilogramm Alge für gesundheitsschädlich und rät vom Verzehr solcher Algen ab.

Dazu gibt es eine Regel, auf die man achten kann: Rotalgen (Nori, Dulse) weisen in der Regel einen weniger hohen Jodgehalt auf als Braunalgen (Kelp, Wakame), welche mit Vorsicht zu genießen sind (Teas et al. 2004).

Wer sich absichern möchte kann, wie bereits beim Artikel zu Vitamin B-12 erwähnt, sein Algenpräparat bei einem Lebensmittel Labor auf den Jodgehalt und belastende Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Kadmium) testen lassen. Generell empfiehlt es sich, auf biologisch und gut untersuchte Präparate zurück zu greifen.


Jodmangel in der Schwangerschaft


Ein weiterer Risikobereich, der im Zusammenhang mit veganer Ernährung und Jod nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Schwangerschaft (Leung et al. 2011).

 “Unsere Studienergebnisse sind vor allem wichtig für sich vegan oder vegetarisch ernährende Frauen in der Schwangerschaft (…) bei welchen sogar ein leichter Jod Mangel negative Effekte während der Schwangerschaft und Stillzeit haben kann” (Leung et al. 2011, p. E1306).

In der Schwangerschaft ist der Bedarf an Jod auf 230 (Schwangerschaft) bis 260 µg pro Tag (Stillzeit) erhöht.

Jodmangel Analyse


Will man einen Jodmangel feststellen, muss eine Analyse des Urins durchgeführt werden, der über 24 Stunden gesammelt werden sollte (Leung et al. 2011). Ein Mangel besteht, wenn weniger als 100 µg Jod in einem Liter Urin gemessen werden (Leung et al. 2011).


Quellen:


Draper, A., J. Lewis, et al. (1993). "The Energy and Nutrient Intakes of Different Types of Vegetarian: A Case for Supplements?" British Journal of Nutrition 69(01): 3-19.

Leung, A. M., A. Lamar, et al. (2011). "Iodine Status and Thyroid Function of Boston-Area
Vegetarians and Vegans." J Clin Endocrinol Metab 96(8): E1303-1307.

Leitzmann, C. and M. Keller (2013). "Vegetarische Ernährung." Verlag Eugen Ulmer KG.

Lightowler, H. J. and G. J. Davies (1998). "Iodine Intake and Iodine Deficiency in Vegans as Assessed by the Duplicate-Portion Technique and Urinary Iodine Excretion." British Journal of Nutrition 80(06): 529-535.

Lightowler, H. J. and G. J. Davies (2002). "Assessment of Iodine Intake in Vegans: Weighed Dietary Record Vs Duplicate Portion Technique." Eur J Clin Nutr 56(8): 765-770.

Rauma, A. L., M. L. Törmälä, et al. (1994). "Iodine Status in Vegans Consuming a Living Food Diet." Nutrition Research 14(12): 1789-1795.

Remer, T., A. Neubert, et al. (1999). "Increased Risk of Iodine Deficiency with Vegetarian Nutrition." British Journal of Nutrition 81(01): 45-49.

Teas, J., S. Pino, et al. (2004). "Variability of Iodine Content in Common Commercially Available Edible Seaweeds." Thyroid 14(10): 836-841.

Tonstad, S., E. Nathan, et al. (2013). "Vegan Diets and Hypothyroidism." Nutrients 5(11): 4642-4652.



http://www.verbraucherzentrale.nrw/fragen-und-antworten-zu-salz#wievielsalzistnochgesund (abgerufen 08.08.2016 12:30)

http://www.eshopimages.de/artikel/tecserv-online/pdf/5953979.pdf (aberufen 07.08.2016 21:35).

http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_jodversorgung_und_zur_jodmangelvorsorge-128626.html#topic_128631 (abgerufen 08.08.2016 12:31).

http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_risiken_durch_zu_hohen_jodgehalt_in_getrockneten_algen.pdf (abgerufen am 08.08.2016 12:52).

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